Markus Steiger

Dipl.Ing.FH

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Wahrnehmung - Bewusstsein

Zwei Menschen sitzen draußen auf einer Bank und genießen die Abenddämmerung. Einer der beiden ist blind, er kann nichts sehen. Der Andere beobachtet den Sternenhimmel und sagt: “Ist das ein schöner Mond heute, so hell und rund...“. Da sagt der Andere: “Was für ein Mond?..., es gibt keinen Mond..., ich kann ihn nicht sehen...“

In diesem Fall hat es medizinische Gründe, dass der blinde Mensch den Mond nicht sehen kann. Da er nur an das glaubt, was er selbst wahrnehmen kann, sagt er: “Es gibt keinen Mond“. Und doch liegt er mit seiner Aussage falsch, es gibt ihn.

In unserer heutigen Gesellschaft wird oft über Spiritualität und über Wahrnehmung diskutiert. Spirituelle Menschen werden oftmals aufgrund ihrer Äusserungen über eigene Erfahrungen verurteilt, weil andere Menschen diese Erfahrung nicht nachvollziehen können.

Sind diese Erfahrungen deshalb unwahr?

Es ist sicherlich so, dass wir Menschen unterschiedliche Möglichkeiten haben um wahrzunehmen. Sei es durch eine Gabe (Begabung), durch eine besondere Sensibilität, durch Training, durch eine Offenheit sich einzulassen. Kaum jemand weiß, dass der Mensch über 30 verschiedene Kanäle besitzt um wahrzunehmen und seine Umwelt zu erfassen. Je nachdem wie diese Kanäle offen sind, gibt es unterschiedliche Voraussetzungen und auch differenzierte Resultate. Durch die Arbeit und Übung in Gruppen zeigt sich jedoch, dass trotz unterschiedlicher Menschen mit unterschiedlich ausgeprägten Möglichkeiten in der Summe meist ähnliche oder übereinstimmende Aussagen über das Wahrgenommene gemacht werden.

Was hindert uns Menschen am Wahrnehmen?

Bevor wir uns unserer Wahrnehmung bewusst werden, haben wir Menschen uns antrainiert, gleich den Kopf einzuschalten, um die Erfahrung, die wir machen in eine Schublade unseres Wissens einzuordnen. Unser Kopf ist ständig dabei eine logische Erklärung für das Wahrgenommene zu suchen und alles was nicht erklärt werden kann, lässt sich nicht einordnen und daher auch nicht in das bewusste Weltbild integrieren. Wenn es gelingt innezuhalten, etwas zuzulassen, was auf den ersten Blick unmöglich und irreal erscheint, dann öffnet sich meist eine weitere Türe.

Es steht jedem Menschen frei Erfahrungen mit seiner Wahrnehmung zu machen und diese in sein Weltbild zu integrieren. Dazu benötigt es nichts weiter als eine Offenheit, sich darauf einzulassen. Einfache Übungen zeigen, dass jeder Mensch Fähigkeiten zur Wahrnehmung hat und diese entwickeln kann. Es ist wie mit dem Gebrauch der Sinne. Werden sie eingesetzt und geschärft, dann bleiben sie wach, ansonsten verkümmern sie.

Beinahe jeder Blumenfreund und ambitionierte Gärtner hat eine Wahrnehmung dafür, ob es seinen Pflanzen gut geht. Es findet eine Kommunikation statt, die über das Wohlbefinden der Pflanze berichtet und die dem Naturfreund diese Rückmeldung gibt. Warum strahlen diese Blumen stärker als die anderen der gleichen Sorte? Warum halten sie länger?

Wenn wir uns vorstellen, dass wir Menschen das Wesen eines Baumes erfassen, seine Sicht der Welt begreifen könnten, wenn wir nachvollziehen könnten, wie es sich anfühlt, gefällt zu werden. Wäre es dann das Gleiche für uns, wenn wir ihm begegnen, in seinem Schatten sitzen, seine Früchte essen, wenn wir sein Holz zum bauen verwenden?

Spiritualität und Religion

Wir leben heute in einer Zeit, in der sich viele Menschen mit Spiritualität beschäftigen und sich mit dem Sinn des Lebens auseinandersetzen. Diese Suche ist geprägt von dem Wunsch der Selbsterfahrung, dem Wunsch, selbst die Erfahrung der Essenz des Lebens zu machen.

Die christliche Religion war in früher Zeit sehr geprägt von einer Nähe zur Natur. Die Kirchen sind voll von Bildern, Figuren und Symbolen. Viele christliche Feiertage haben ihren Ursprung aus einer Zeit vor dem Christentum und basieren auf Festtagen, die auf den Jahreszyklus, die Erntezeit, die Sonnenständen etc. hinweisen. Die Nähe zur Natur, die Erfahrung, war essentiell wichtiger Bestandteil des Glaubens. Wenn wir in der Bibel lesen, dass Gott zu Moses durch einen Dornenbusch sprach, dann müssen wir uns die Frage stellen, ob das ein Märchen ist oder ob es sich dabei um die Beschreibung einer tiefen spirituellen Erfahrung handelt.

Anstelle der Erfahrung und bewussten Wahrnehmung, dass der göttliche Funke in allem existiert, was von Gott geschaffen wurde, wird Religion (von “religio“-Rückanbindung) heute oftmals nur über das Wort vermittelt. Die eigene Bewusstwerdung, Überprüfung und Verinnerlichung bleibt aus. Menschen, die eigene spirituelle Erfahrungen machen, können diese oft nicht in ihrer Religion wiederfinden und integrieren. Die Folge sind Kirchenaustritte und eine Abkehr von der Religion. Dabei vermindert sich die religiöse Gemeinschaft und damit die Kraft zur Erfüllung der Aufgabe, menschliche und religiöse Werte in der Gemeinschaft zu tragen.

Ein Glaube, der nur durch das Wort vermittelt wird und nicht in den tieferen Ebenen des Bewusstseins verankert oder angebunden ist, birgt eine große Gefahr. Das Wort kann ausgetauscht und für bestimmte Zwecke missbraucht werden. Sämtliche Kriege, die angeblich im Auftrag von Gott geführt wurden und auch heute geführt werden, zeigen dieses Missverständnis.

Der Dalei Lama sagt: “Spiritualität ist die Wurzel der Religion“. Sie ist der Urquell, das reine Wasser. Jede Religion gibt diesem Wasser einen Geschmack, vergleichbar einem Teebeutel, der seine Aromen an das Wasser abgibt. - Wenn wir dem Glauben schenken und uns darüber bewusst werden, dass für alle Menschen die gleichen Gaben bereitstehen, dass es nicht darauf ankommt welches Aroma das Bessere ist, dann ist es vielleicht der erste Schritt für ein Miteinander getan, welches jedem Menschen seinen eigenen Weg ermöglicht.

Zweifel an Gott

In einer bekannten Talkshow sprach vor kurzem ein ehemaliger Politiker von dem Zweifel an Gott, weil dieser so viel Unheil in der Welt zulassen würde. Es ist eine berechtigte Frage, die eine Verzweiflung ausdrückt, die allgegenwärtig ist. Wenn wir uns fragen, wo ist die heile Welt, das Göttliche, wo finden wir diesen Zustand, dann müssen wir uns eingestehen, dass das, was auf dieser Erde an Grausamkeiten durch Kriege und Not passiert, weit weg ist von einem paradiesischen Zustand. Ist es die Schuld von Gott, wenn Menschen das Paradies zerstören und Not über andere Menschen bringen? Wo bleibt die Verantwortung des Menschen diesen paradiesischen Garten zu pflegen?

Ist es uns Menschen verwehrt tiefere Erfahrungen mit uns und unserem Dasein zu machen und mit diesen Erfahrungen zusammen mit anderen Menschen gemeinsam für ein tiefer gegründetes Weltbild einzustehen?